Seit Anfang 2023 hat die Aktie des Lebensmittelproduzenten aus Chicago (USA) rund 50 % ihres ursprünglichen Wertes abgegeben. Die Gründe für die Kursschwäche sind insbesondere den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschuldet. Neben hohen Zinsen und latentem Inflationsdruck, sorgte die US-Handelspolitik zuletzt für erhebliche Verunsicherung bei Anlegern und Investoren. Mit den Quartalszahlen für Q1/26 keimt nun wieder etwas Zuversicht auf und auch die jüngsten Wirtschaftsdaten signalisieren erste Anzeichen einer Erholung.
Frankfurt/Main, den 10.10.2025: Grundsätzlich kann man dem Geschäftsmodell des Lebensmittelherstellers ConAgra Brands (ISIN: US2058871029) eine gewisse Krisenfestigkeit unterstellen, da die Nachfrage nach Basiskonsumgütern auch in schlechten Zeiten nur unwesentlich schwankt. Werden die finanziellen Mittel knapp, verzichten Menschen vermehrt auf Restaurantbesuche und kochen zuhause, ein Effekt, der Herstellern wie ConAgra zugutekommen sollte. Die Rechnung geht bei ConAgra aber nur bedingt auf, denn trotzdem sorgen hohe Inflation und gedämpfte Konsumstimmung seit dem Geschäftsjahr 2023 für stagnierende Umsätze und Margendruck. Der Grund: ConAgra ist fokussiert auf hochmargige Markenprodukte und hat damit eben doch eine gewisse zyklische Abhängigkeit. Mit derzeit 85 starken Marken verfügt man zwar über eine gewisse Preissetzungsmacht aber Verbraucher neigen in unsicheren Zeiten dennoch dazu, auf günstigere Alternativen auszuweichen.
Zum Vorteil gereicht ConAgra in dieser Situation, dass man durch die schiere Größe in der Lage ist, im Einkauf Preisvorteile gegenüber Konkurrenten zu erzielen und effizienter zu produzieren. Dabei spielt auch das umfangreichen Logistik- und Vertriebsnetzwerk eine entscheidende Rolle. Erschwerend wirkt hingegen, dass ConAgra in einem Markt agiert, der von wenigen großen Abnehmern wie Target, Walmart und CostCo dominiert wird, die über eine enorme Verhandlungsmacht verfügen. Vom Gesamtumsatz erwirtschaftet ConAgra derzeit rund 43 % im Segment Lebensmittel und Snacks, weitere 40 % mit Tiefkühlkost. Der übrige Umsatz stammt zu etwa gleichen Teilen aus der Gastronomie und dem internationalen Geschäft. Schwerpunkt der Aktivitäten sind die USA. Die Konzernstruktur von ConAgra ist stark geprägt durch M&A-Aktivitäten, die der stetigen Optimierung des Portfolios dienen, mit dem Ziel, wachstums- und margenstarke Marken zu akquirieren und schwache Marken abzustoßen. So wuchsen Umsatz und bereinigter Gewinn je Aktie (Non-GAAP) zwischen den Geschäftsjahren 2017 – Abspaltung von Lamb Weston – und 2023 um knapp 60 %.
Das Management hat damit bewiesen, dass es in der Lage ist in einem wettbewerbsintensiven Umfeld, durch kluge Kapitalallokation, Werte für die Aktionäre zu schaffen und starke Margen zu erwirtschaften. Genau diese sind durch die Inflation jedoch unter Druck geraten. Zum Ende des Geschäftsjahres 2025 lag die bereinigte operative Marge bei 14,1 % und damit 188 Basispunkte unter dem Vorjahr. In Folge sah man sich dazu gezwungen die Preise anzuziehen, was im Ergebnis zu einem deutlichen Nachfragerückgang geführt hat. Um diesem entgegenwirken, hat man verstärkt auf Rabattaktionen gesetzt und die Margen damit letztlich wieder belastet.
Strategische Planung
Durch die Modernisierung des Produktportfolios und gezielte Innovation will man dem Dilemma entkommen und neues Wachstum schaffen. Der Lebensmittelmarkt in den USA ist im Wandel und der Markt wird zunehmend durch kleine Anbieter heimgesucht, die neue Trends (gesund, Bio, frisch) bedienen. Um auf das wachsende Gesundheitsbewusstsein und den zunehmenden Wettbewerb zu reagieren, hat ConAgra umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Die strategische Planung sieht vor insbesondere das Absatzvolumen in den Schlüsselkategorien Snacks und Tiefkühlkost zu steigern.
So wurde beispielsweise im Geschäftsjahr 2025 die Akquisition der Marke FATTY Smoked Meat Sticks abgeschlossen, die als eine der am schnellsten wachsenden Meat-Stick-Marken gilt. Im Gegenzug wurden mit Beginn des Geschäftsjahres 2026 (1. Juni 2025) mit Chef Boyardee (Nudelgerichte) , Van de Kamp’s und Mrs. Paul’s (beides Tiefkühlfisch) drei Marken für 650 Mio. USD veräußert, die im Geschäftsjahr 2025 einen Umsatzanteil von ca. 5 % ausmachten. Die Mittel wurden verwendet, um Schuldenlast und Zinsaufwand zu reduzieren. Dadurch sollen Mittel freigesetzt werden für weitere wertsteigernde Investitionen und Maßnahmen wie Aktienrückkäufe.
Gesamtwirtschaftlicher Einfluss bleibt entscheidend
Die wirtschaftliche Lage in den USA ist trotz Wirtschaftswachstum nach wie vor von Unsicherheit geprägt. Belastungsfaktoren bleiben nach wie vor die hohen Zinsen, die hohe Inflation und die Handelspolitik (Zölle). Das Management von ConAgra geht von anhaltendem Inflationsdruck und einer weiterhin schwachen Konsumstimmung aus. Man rechnet damit, dass die Auswirkungen der Zollpolitik ab dem zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2026 in den Zahlen sichtbar werden, da die vorherigen Lagerbestände nun aufgebraucht sind und die Warenausgaben dadurch um ca. 3 % steigen. Trotz der zurückhaltenden Einschätzung gab es zuletzt jedoch positive Indikatoren, die auf eine Erholung der Konsumlaune in den USA hoffen lassen. So war die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA zuletzt von einer starken Erholung geprägt, nachdem es zu Beginn des Jahres einen Rückschlag gab. Im zweiten Quartal 2025 wuchs die US-Wirtschaft annualisiert um 3,8 %. Dies war eine deutliche Beschleunigung und übertraf die Prognosen, die bei 3,3 % lagen. Allerdings sind dabei mehrere Faktoren zu beachten.
Zunächst mal trugen gestiegene Konsumausgaben tatsächlich in erheblichem Maße zum BIP-Wachstum bei. Der private Konsum macht historisch betrachtet ca. 65 – 70 % des BIP der USA aus, insofern ist das ein positives Signal. Kritische Stimmen mahnen jedoch, dass der starke BIP-Zuwachs zum Großteil auf den starken Rückgang der Importe und auf Vorzieheffekte als Folge der Zölle zurückzuführen ist. Ökonomen sind bereits vorsichtig optimistisch, verweisen aber auf die bestehenden Unsicherheitsfaktoren. Für 2026 rechnen sie mit einem BIP-Wachstum zwischen 1,3 bis 2,0 %. Die Erwartungen von Analysten an das Zahlenwerk von ConAgra waren zuletzt niedrig, was Raum für positive Überraschungen geschaffen hat.
So konnten die Schätzungen für das bereinigte Ergebnis für das abgelaufene erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2026 mit 0,39 USD je Aktie – erwartet wurden 0,33 USD – geschlagen werden. Der Umsatz ging auf organischer Basis – also exklusive der Divestments – um 0,6 % zurück gegenüber dem Vorjahr und das sogenannte Service-Level, dass im Wesentlichen die Verfügbarkeit der Produkte widerspiegelt – lag bei 98 %. Damit einhergehend wurden Produktivitätsgewinne von über 5 % der Herstellungskosten erzielt. Die Jahresprognosen wurden vom Management bestätigt, worauf die Börse positiv reagierte. Der Aktienkurs legte im Anschluss an die Zahlen um knapp 6 % zu.
Beim Ausblick ist die überwiegende Zahl der Analysten noch zurückhaltend. Von 19 befragten Analysten raten aktuell 2 zum Kauf, 15 zum Halten und 2 zum Verkauf, mit Kurszielen zwischen 18 und 28 USD. Die Aktie lockt momentan mit einer attraktiven Dividendenrendite von 7,5 %.
Bewertung auf Basis des Gewinns |
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| Gewinn je Aktie (Est.2026) | 1,75 USD |
| Kalkulierte KGV´s (Min/Max) | 9,5 / 13,9 |
| Einstiegskurs | 16,60 USD |
| Kursziel | 24,30 USD |
| Aktueller Preis (10.10.2025) | 18,50 USD |
| Bewertung | Stark unterbewertet |
| Status | Halten |
Das Bewertungsniveau der ConAgra-Aktie in Relation zum bereinigten Gewinn je Aktie (Non-GAAP), wie ihn ConAgra regelmäßig bekannt gibt, ist seit dem Geschäftsjahr 2023/2024 leicht zurückgegangen und lag am Jahrestief der beiden letzten Geschäftsjahre im Durchschnitt beim 9,5-fachen des bereinigten Gewinns je Aktie. Auf Basis der Gewinnschätzung von 1,75 USD je Aktie (Analystenkonsens) berechnen wir damit einen Einstiegskurs von 16,60 USD. Zum Vergleich: Der bisherige Tiefstkurs des laufenden Geschäftsjahres lag bei 17,80 USD und entspricht einem KGV von 10,2. Am Jahreshoch der letzten beiden Geschäftsjahre lag das KGV im Durchschnitt bei 13,9. Auf Basis der genannten Gewinnschätzung ermitteln wir damit ein Kursziel von 24,30 USD.
Charttechnik
Die Notierung befindet sich in einem seit Anfang 2023 andauernden Abwärtstrend und hat innerhalb von diesem zuletzt erste Anzeichen einer Bodenbildung im Unterstützungsbereich von 18 USD gezeigt. Auffällig dabei ist das seit Mitte Juli auffällig deutlich erhöhte Handelsvolumen, das auf eine Akkumulation durch institutionelle Anleger hindeutet. Einhergehend mit der Bodenbildung und den beiden letzten Kurstiefs im Wochenchart, ist zudem eine klare bullische Divergenz im Verlauf der relativen Stärke auf Basis von 14 Wochen zu erkennen. Die jüngsten Versuche, die 50-Tage-Linie (19 USD) im Rahmen der Bodenbildung zu überwinden sind bislang jedoch gescheitert. Sollte der Durchbruch gelingen und im Anschluss daran auch das letzte Zwischenhoch bei 19,80 USD überwunden werden, dann liegt das nächste charttechnische Kursziel im Bereich der Widerstandszone von 23 USD. Unterhalb von 18 USD liegen die nächsten Unterstützungen bei 16 und 14 USD. Insgesamt weist die charttechnische Lage eine Aufwärtstendenz auf.
Fazit
Zwar hat das Zahlenwerk für Q1/25 zuletzt positive Impulse für die Aktie geliefert, doch die makroökonomische Lage spielt bei ConAgra eine entscheidende Rolle. Die bestehenden Unsicherheiten mahnen weiterhin zur Vorsicht, wohingegen die charttechnische Lage bereits eine deutliche Erholungstendenz zeigt. Auf Basis der Gewinnschätzung von 1,75 USD je Aktie erachten wir die Aktie aktuell bereits als stark unterbewertet und sehen bis zu unserem Kursziel bei 24,30 USD ein Kurspotenzial von 30 %. Ein erneuter Rücksetzer in den Bereich von 16,60 USD – unser berechneter Einstiegskurs – wäre aber ebenfalls durchaus denkbar, bevor es zu einer Erholung kommt. Für eine klare Kaufentscheidung fehlt uns noch eine deutliche Aufhellung der makroökonomischen Stimmung. Der Aufbau einer Teilposition erscheint uns jedoch gerechtfertigt.
Investmentidee(n) auf ConAgra Brands
Anlegern steht auf ConAgra nur eine beschränkte Auswahl an Produktalternativen zur Aktie zur Verfügung. Risikobewussten Anlegern bietet sich die Möglichkeit, mit einem Knock-out-Call an den Kursbewegungen zu partizipieren. Ein Vorteil gegenüber der Aktie ist die geringere Kapitalbindung, dafür fallen über die Haltezeit Finanzierungskosten an, durch die tägliche Anpassung des Basispreises. Der Schein mit der ISIN DE000MM0JTG7 profitiert von steigenden Kursen und hat einen moderaten Hebel von 3,2. Die Knock-out-Schwelle, die zum Totalverlust führt, liegt aktuell rund 24 % unter dem aktuellen Kurs der Aktie. Der Spread, also die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs, beträgt 2 %. Die Verwendung eines Stop-Loss empfiehlt sich.



