Wissenswertes zum Thema Aktienbewertung

Inhalte:

  1. Grundprinzip der Kapitalmärkte
  2. Grundlegendes zu unserem Bewertungsmodell
  3. Multiplikator vs. Rendite
  4. Sonderdividenden & Sondereffekte
  5. Berechnung von Einstiegs- & Ausstiegskurs
  6. Kapitalmaßnahmen & gewinnberechtigte Aktien
  7. Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Grundprinzip der Kapitalmärkte

Die wohl grundlegendste Gesetzmäßigkeit der Kapitalmärkte lässt sich, in etwa wie folgt, in einem Satz zusammenfassen:

„Der Preis eines Vermögensgegenstands ist abhängig von seinem Ertrag im Verhältnis zu dessen Risiko.“

Was bedeutet das in Bezug auf Aktien? Der Preis einer Aktie ist abhängig von zwei Faktoren, nämlich dem Ertrag, den das Unternehmen regelmäßig erwirtschaftet, und dem individuellen Risiko, dem das Unternehmen unterliegt.

Der Ertrag kann ausgedrückt werden in monetären Kennzahlen wie Dividende, Gewinn, operativem Ergebnis, Cashflow oder Umsatz. Das Risiko wird ausgedrückt in Kennzahlen wie Dividendenrendite, Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), EBIT-Multiple, Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) oder Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), im Folgenden als Risiko-Kennzahlen bezeichnet.

Beispiel zur besseren Verständlichkeit dieses Prinzips:

Betrachten wir zwei Unternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Risiken. Beide Unternehmen zahlen jährlich eine Dividende von 1€ je Aktie. Doch während Unternehmen A ein Monopol inne hat, seine Preise frei gestalten kann und in einem Land mit hoher Rechtssicherheit operiert, hat Unternehmen B mit starkem Wettbewerb, Preisdruck und politischen Risiken zu kämpfen. Unternehmen B trägt also höhere Risiken und das spiegelt sich wieder im Preis der Unternehmensanteile. Bei gleicher Dividende wird der faire Wert für die Aktien von Unternehmen B in aller Regel unter dem fairen Wert der Aktien von Unternehmen A liegen, weil die Dividende mit einer höheren Risikoprämie (Diskontsatz) abgezinst wird um den Barwert zu ermitteln. Beim Abzinsen von künftigen Zahlungsströmen spricht man auch vom Ertragswert oder Ertragswertverfahren.

2. Grundlegendes zu unserem Bewertungsmodell

Ein Unterschied unserer Methode, zu den üblichen Ertragswertverfahren, besteht darin, dass wir keine Vielzahl an künftigen Zahlungsströmen abzinsen und summieren. Viel mehr lesen wir die historischen, zur Berechnung notwendigen, Diskontsätze oder Multiplikatoren (siehe auch Punkt 3) am Markt ab und wenden diese auf die aktuell zu erwartende Ertragsgröße an, um einen Einstiegs- & Ausstiegskurs zu ermitteln.

Ein weiteres, ganz wesentliches, Unterscheidungsmerkmal unserer Methode besteht darin, dass wir auf die jährlichen, minimalen und maximalen, Dividendenrenditen oder Multiplikatoren abstellen, wie Sie in der folgenden Abbildung gleich sehen werden. Erst dadurch wird es möglich zu ermitteln, in welcher Preisspanne sich die Aktie künftig, im Verhältnis zur entsprechenden Ertragsgröße, bewegen dürfte.

Abb. 2.1 – Darstellung einer Zeitreihe mit Dividendenrenditen:

Jahr Dividende
Tief Hoch Rendite min Rendite max
2019 1,59 44,42 55,92 2,86% 3,60%
2018 1,55 41,45 50,84 3,07% 3,76%
2017 1,47 40,22 47,48 3,12% 3,68%
2016 1,41 39,88 47,13 2,97% 3,51%
2015 1,34 36,56 43,91 3,00% 3,61%

Sie sehen in der zweiten Spalte die jährlich ausgezahlte Dividende des Coca Cola Konzerns der Geschäftsjahre 2015 bis 2019. Rechts daneben sehen Sie die Höchst- & Tiefstkurse der Aktie, in den jeweiligen Jahren. In den beiden letzten Spalten sind die minimalen und maximalen Dividendenrenditen des jeweiligen Geschäftsjahres dargestellt. Diese ergeben sich aus dem Verhältnis der Dividenden zum jeweiligen Höchst- und Tiefstkurs:

Minimale Dividendenrendite(%) = Dividende je Aktie / Höchstkurs x 100%

Maximale Dividendenrendite(%) = Dividende je Aktie / Tiefstkurs x 100%

Wie Ihnen vermutlich auffällt, weisen die Renditen in den letzten beiden Spalten eine hohe Kontinuität auf, was darauf zurückzuführen ist, dass sich die wirtschaftlichen Risiken von Coca Cola über die Jahre kaum verändert haben. Für eine zuverlässige Bewertung benötigen Sie zwingend eine Zeitreihe, die über die letzten Jahre, für mindestens eine, der fünf genannten, Risiko-Kennzahlen, eine solche Kontinuität aufweist. Einzelne Ausreißer kann man in der Regel ignorieren.

Hinweis: Zeitreihen, bei denen die Entwicklung der Risiko-Kennzahl stark schwankt oder einen stetigen Anstieg/Rückgang aufweist, sind für eine zuverlässige Bewertung i.d.R. unbrauchbar.

3. Multiplikator vs. Rendite

Wie Sie oben schon gelesen haben, lassen sich Risiko-Kennzahlen unterschiedlich darstellen, in Form einer Rendite (Dividendenrendite) oder als Multiplikator (KGV, KUV, KCV, EBIT-Multiple). Im Grunde werden bei den unterschiedlichen Darstellungen nur Zähler und Nenner vertauscht. Um es unseren Nutzern so einfach wie möglich zu machen, wählen wir daher für jede Risiko-Kennzahl die gängige Darstellungsweise.

Abb 3.1 – Darstellung einer Zeitreihe mit Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV):

Jahr EPS Tief Hoch Max KGV Min KGV
2015 2,31 36,56 43,91 19,24 16,02
2014 2,15 36,89 45,00 21,39 17,54
2013 2,00 36,52 43,43 22,43 18,86
2012 2,10 33,29 40,67 20,31 16,62
2011 2,00 30,65 35,89 19,13 16,33

Sie sehen in diesem Beispiel in der zweiten Spalte den, um Sondereffekte bereinigten, Gewinn je Aktie (EPS – Earnings per Share) des Coca Cola Konzerns der Geschäftsjahre 2011 bis 2015. Rechts daneben wieder die Höchst- & Tiefstkurse der Aktie und in den letzten beiden Spalten das minimale und maximale KGV. Schön zu erkennen ist auch in diesem Fall die Kontinuität der KGV´s, die sich aus dem jeweiligen Höchst- & Tiefstkurs im Verhältnis zum Gewinn je Aktie ergeben:

Minimales KGV = Tiefstkurs / Gewinn je Aktie

Maximales KGV = Höchstkurs / Gewinn je Aktie

Übersicht der Risiko-Kennzahlen und ihrer Berechnung:

Dividendenrendite (%) = Dividende je Aktie / Aktienkurs x 100%

Kurs-Gewinn-Verhältnis = Aktienkurs / Gewinn je Aktie

Kurs-Umsatz-Verhältnis = Aktienkurs / Umsatz je Aktie

Kurs-Cashflow-Verhältnis = Aktienkurs / Operativer Cashflow je Aktie

EBIT-Multiple = Aktienkurs / Operatives Ergebnis je Aktie

4. Sondereffekte & Sonderdividenden

Sondereffekte:

Von sogenannten Einmaleffekten oder Sondereffekten spricht man bei dem Teil des Ergebnisses, der aus einmaligen, nicht wiederkehrenden, oder nicht dem eigentlichen Geschäftszweck zugehörigen Aufwendungen oder Erträgen resultiert. Diese finden bei der Unternehmensbewertung in der Regel keine Berücksichtigung und werden somit auch bei der Preisbildung von Aktien am Markt zumeist nicht berücksichtigt. Und wenn Sie doch berücksichtigt werden, weil Anleger beispielsweise aufgrund einer, auf Sondereffekten basierenden, Gewinnwarnung, panikartig verkaufen, dann können Sie diesen Wissensvorsprung und die entstandene Fehlbewertung oftmals zu Ihrem Vorteil nutzen. Da für den Wert eines Unternehmens ausschließlich das, um Sondereffekte bereinigte, Ergebnis relevant ist, bekommen Sie im Ertragsausblick von Geschäftsberichten oder Unternehmensmitteilungen daher häufig auch das zu erwartende bereinigte Ergebnis genannt, um diesem Umstand gerecht zu werden. Bei der Ermittlung der Multiplikatoren für die Bewertung sollten also idealerweise bereinigte Ertragsgrößen verwendet werden.

Das folgende Beispiel veranschaulicht am KGV der Aktie von Amgen Inc. sehr schön, wie das KGV verfälscht wird, wenn eine Bereinigung der Sondereffekte ausbleibt. Amgen hatte in 2017 Sondereffekte (Aufwendungen für Repatriation Tax) in Höhe von 6 Mrd. USD zu verzeichnen, was den unbereinigten Gewinn je Aktie um ca. 9 USD niedriger ausfallen ließ, als er unter normalen Umständen (bereinigt) ausgefallen wäre. Sie sehen in Abbildung 4.2, wie sich das minimale und maximale KGV deutlich den anderen Werten in der Zeitreihe angleicht.

Abb. 4.1. – Amgen Inc. vor Bereinigung der hohen Sondereffekte in 2017:

Jahr EPS Tief Hoch Max KGV Min KGV
2020 12,56 177,05 264,97 21,10 14,10
2019 13,34 166,30 244,99 18,37 12,47
2018 13,80 163,31 210,19 15,23 11,83
2017 2,74 147,12 191,10 69,74 53,69
2016 10,45 133,64 176,85 16,92 12,79

Abb. 4.2. – Amgen Inc. nach Bereinigung der hohen Sondereffekte in 2017:

Jahr EPS Tief Hoch Max KGV Min KGV
2020 12,56 177,05 264,97 21,10 14,10
2019 13,34 166,30 244,99 18,37 12,47
2018 13,80 163,31 210,19 15,23 11,83
2017 11,69 147,12 191,10 16,35 12,59
2016 10,45 133,64 176,85 16,92 12,79

Sonderdividenden:

Sonderdividenden finden bei der Preisbildung einer Aktie, in der Regel, ebenfalls keine Berücksichtigung. Zwar kann die Ankündigung durchaus einen temporären Kursanstieg zur Folge haben aber im Ergebnis verharrt das Marktgleichgewicht regelmäßig auf dem Niveau, dass der regulären Dividende entspricht. Man erkennt das an der wesentlich höheren Dividendenrendite. Für die Bewertung sollten also auch hier die Dividendenrenditen exklusive Sonderdividenden zu Grunde gelegt werden.

Am nachfolgenden Beispiel zur Aktie der schweizerischen Sulzer AG sehen Sie sehr schön, dass die Dividendenrenditen (min. & max.) des Geschäftsjahres 2015 und 2016 sich in ihrem üblichen Rahmen bewegen, wenn man die Sonderdividende rechnerisch nicht berücksichtigt (Abb. 4.4). Das heißt, der Markt hat weder im Geschäftsjahr 2015, noch im darauffolgenden Jahr der tatsächlichen Ausschüttung, mit einem überdurchschnittlichen Preisanstieg auf die üppige Sonderdividende von 14,60 CHF, für das Geschäftsjahr 2015, reagiert, sondern jeweils nur die reguläre Dividende von 3,50 CHF eingepreist.

Abb. 4.3 – Sulzer AG mit Sonderdividende von 14,60 CHF für das Geschäftsjahr 2015:

Jahr Dividende Tief Hoch Rendite min Rendite max
2017 3,50 102,30 129,90 2,69% 3,42%
2016 3,50 75,55 107,80 3,25% 4,63%
2015 18,10 88,55 120,10 15,07% 20,44%
2014 3,50 94,95 143,90 2,43% 3,69%
2013 3,20 129,60 171,00 1,87% 2,47%
2012 3,20 101,40 147,50 2,17% 3,16%

Abb. 4.4 – Sulzer AG ohne Sonderdividende von 14,60 CHF für das Geschäftsjahr 2015:

Jahr Dividende Tief Hoch Rendite min Rendite max
2017 3,50 102,30 129,90 2,69% 3,42%
2016 3,50 75,55 107,80 3,25% 4,63%
2015 3,50 88,55 120,10 2,91% 3,95%
2014 3,50 94,95 143,90 2,43% 3,69%
2013 3,20 129,60 171,00 1,87% 2,47%
2012 3,20 101,40 147,50 2,17% 3,16%

5. Berechnung von Einstiegs- & Ausstiegskurs

Bei der Ermittlung der Einstiegs- & Ausstiegskurse spielen zwei Faktoren eine entscheidende Rolle, die zu erwartende Ertragsgröße und die Einschätzung der künftigen Risiken. Die zu erwartende Ertragsgröße können Sie häufig relativ zuverlässig ermitteln. Bei der Dividende können Sie sich beispielsweise die Ausschüttungspolitik der Vergangenheit betrachten. Häufig haben Unternehmen über Jahre eine sehr konstante Ausschüttungsquote oder steigern ihre Dividende jährlich. Auch Unternehmensmitteilungen geben oft Auskunft über die zu erwartende Dividende oder andere Ertragsgrößen, wie Umsatz oder Jahresüberschuss.

Potentielle Veränderungen der Risiko-Kennzahlen exakt zu beziffern ist hingegen kaum möglich. In einem stabilen Marktumfeld und bei einer soliden Ertragslage kann man sich an den Werten der Vergangenheit orientieren und wird damit in der Regel gut fahren. In Jahren mit starken wirtschaftlichen Verwerfungen, kann man jedoch regelmäßig sehen, wie die Risikoprämien deutlich steigen, was sich in einer höheren Dividendenrendite bzw. niedrigerem KGV, KUV, KCV oder EBIT-Multiple widerspiegelt. Unterliegt das aktuelle Umfeld starken Verwerfungen, ist es daher ratsam, auf den ermittelten Einstiegs- oder Ausstiegskurs einen Sicherheitsabschlag vorzunehmen oder die Charttechnik zu berücksichtigen, als zusätzlichen Indikator. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich an den Risiko-Kennzahlen früherer Krisenjahre zu orientieren. Einstiegs- & Ausstiegskurs können dabei mit einer der fünf, zuvor genannten, Ertragsgrößen und ihrer zugehörigen Risiko-Kennzahl ermittelt werden.

Abb. 5.1 – Berechnung von Einstiegs- & Ausstiegskurs auf Basis der Dividende:

Jahr Dividende Tief Hoch Rendite min Rendite max
2017 3,50 102,30 129,90 2,69% 3,42%
2016 3,50 75,55 107,80 3,25% 4,63%
2015 3,50 88,55 120,10 2,91% 3,95%
2014 3,50 94,95 143,90 2,43% 3,69%
2013 3,20 129,60 171,00 1,87% 2,47%
2012 3,20 101,40 147,50 2,17% 3,16%
Durchschnitt: 2,95% 4,00%
Erwartete Dividende: 4,00 Einstiegskurs: 100,00
Ausstiegskurs: 135,59

Wir bleiben bei dem Beispiel der Sulzer AG und legen als Diskontsätze, zur Ermittlung von Einstiegs- & Ausstiegskurs, die Durchschnitte der minimalen & maximalen Dividendenrendite der letzten drei Geschäftsjahre (2015 bis 2017) zu Grunde und erwarten für das laufende Geschäftsjahr eine reguläre Dividende von 4 CHF.

Einstiegskurs = 4 CHF / 4,00% x 100% = 100,00 CHF

Ausstiegskurs = 4 CHF / 2,95% x 100% = 135,59 CHF

Abb. 5.2 – Berechnung von Einstiegs- & Ausstiegskurs auf Basis des KGV:

Jahr EPS Tief Hoch Max KGV Min KGV
2015 2,31 36,56 43,91 19,24 16,02
2014 2,15 36,89 45,00 21,39 17,54
2013 2,00 36,52 43,43 22,43 18,86
2012 2,10 33,29 40,67 20,31 16,62
2011 2,00 30,65 35,89 19,13 16,33
Durchschnitt: 21,02 17,47
Erwarteter Gewinn je Aktie: 2,50 Einstiegskurs: 43,68
Ausstiegskurs: 52,55

Wir greifen das Beispiel der Coca Cola Aktie nochmal auf und legen als Multiplikatoren, zur Ermittlung von Einstiegs- & Ausstiegskurs, die Durchschnitte der minimalen & maximalen KGV´s der Geschäftsjahre 2013 bis 2015 zu Grunde, bei einem erwarteten bereinigten Gewinn je Aktie von 2,50 USD.

Einstiegskurs = 2,50 USD x 17,47 = 43,68 USD

Ausstiegskurs = 2,50 USD x 21,02 = 52,55 USD

6. Kapitalmaßnahmen & gewinnberechtigte Aktien

Bei Kapitalmaßnahmen, die eine Veränderung der Anzahl an gewinnberechtigten Aktien zur Folge haben, sollten Anleger sich vor Augen halten, dass die Änderung des Kurses aus der Veränderung des Ertrags je Aktie resultiert. Deshalb ist es wichtig , sich im Zusammenhang mit der Bewertung, stets über die aktuelle Anzahl der gewinnberechtigten Aktien bewusst zu sein. Neu emittierte Aktien sind für die Gewinnverteilung und die Bewertung eigentlich erst relevant ab dem Zeitpunkt für den diese gewinnberechtigt sind. Es ist aber nicht unüblich, dass der Markt die Änderung bereits unmittelbar mit der Bekanntgabe einpreist.

Hinweis: In unserem Bewertungstool werden Ausschüttungen, Gewinn, EBIT, Umsatz oder operativer Cashflow in der Regel umgerechnet auf die aktuellste Anzahl der Aktien dargestellt um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die dargestellten Dividendenrenditen und Multiplikatoren werden  hingegen stets auf Basis der ursprünglichen Anzahl der Aktien im jeweiligen Jahr berechnet und verändern sich dadurch nicht.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen die wesentlichsten Arten von Kapitalmaßnahmen auf:

Aktiensplit & Reverse-Split:

Zum einen gibt es da den regulären Aktiensplit, bei dem sich die Anzahl der Aktien erhöht. Diese Maßnahme dient in der Regel dazu den Preis der Aktie zu senken, um sie attraktiver zu machen. Daneben gibt es den sogenannten Reverse-Split (Zusammenlegung), bei dem die Anzahl der Aktien verringert wird. Der Zweck dieser Maßnahme kann beispielsweise darin bestehen, den Wert der Aktie wieder über den Nennwert zu heben, da die Ausgabe neuer Aktien (Kapitalerhöhung) andernfalls gesetzlich untersagt ist. Im Falle eines Splits ändert sich die Anzahl der gewinnberechtigten Aktien sofort.

Das Darstellungsschema für Splits & Reverse-Splits ist identisch:

Aktiensplit 1:2 (Ein Aktionär, der vorher eine Aktie besitzt, hat nachher zwei Aktien.)

Reverse-Split 3:1 (Ein Aktionär, der vorher drei Aktien besitzt, hat nachher eine Aktie.)

Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln (auch als Gratisaktien bezeichnet):

Bei dieser Maßnahme wird zunächst mal lediglich Kapital aus den Rücklagen der Gesellschaft umgewandelt in Stammkapital. Am Eigenkapital der Aktiengesellschaft ändert sich also nichts. Dabei werden jedoch auch neue Aktien emittiert, die den alten Anteilseignern in einem bestimmten Verhältnis zugeteilt werden. Für die Bewertung ist in diesem Zusammenhang der Zeitpunkt relevant, ab dem die neuen Aktien gewinnberechtigt sind. Häufig wird das Datum der Gewinnberechtigung rückdatiert, beispielsweise auf den Beginn des letzten oder des aktuellen Wirtschaftsjahres, je nachdem ob die Maßnahme zeitlich vor der Dividendenausschüttung für das letzte Jahr stattfindet oder danach.

Darstellungsschema für Gratisaktien:

Gratisaktien 5:1 (Für je 5 Aktien erhält der Aktionär eine weitere Aktie. Aus 5 Aktien werden 6 Aktien.)

Ordentliche Kapitalerhöhung:

Diese Maßnahme dient der Aktiengesellschaft dazu, am Kapitalmarkt weiteres Eigenkapital zu beschaffen. Im Rahmen der Maßnahme werden den Altaktionären zunächst Bezugsrechte eingeräumt, über die sie die neuen Aktien erwerben können. Auch im Falle der ordentlichen Kapitalerhöhung kann der Zeitpunkt der Gewinnberechtigung, für die neu ausgegebenen Aktien, vor- oder rückdatiert werden. Die Ausübung der Bezugsrechte kann sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und es kann auch passieren, dass nicht alle Bezugsrechte ausgeübt werden und die Gesellschaft weniger Mittel einnimmt als erhofft oder dass ein Teil der neuen Aktien zunächst im Besitz der Gesellschaft verbleibt. Es macht in so einer Situation grundsätzlich Sinn, bei der Ermittlung des Ertrags je Aktie, von der maximal möglichen Anzahl neuer Aktien auszugehen.

Darstellungsschema für Bezugsrechte:

Bezugsrechte 4:3 (Für je 4 alte Aktien erhält man 3 weitere Aktien. Aus 4 werden 7 Aktien.)

 

Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts:

Gelegentlich kommt es vor, dass eine Gesellschaft Ihr Kapital erhöht, ohne Altaktionären ein Bezugsrecht zu gewähren. Dies ist zwar nur unter bestimmten Bedingungen und in begrenztem Umfang zulässig aber es führt zu einer Verringerung des Ertrags je Aktie. Häufig geschieht dies im Rahmen der Ausgabe von Mitarbeiteraktien. Wie bei den zuvor genannten Varianten, ist auch bei dieser Art der Kapitalerhöhung das Gewinnberechtigungsdatum zu beachten.

 

Aktienrückkauf & Kapitalherabsetzung :

Es gibt eine Reihe von Gründen weshalb Unternehmen Aktienrückkäufe durchführen. Ein häufiger Grund sind überschüssige Mittel, für die keine sinnvollere Verwendung vorliegt. Für die Bewertung ist insbesondere der Umstand relevant, dass sich die Anzahl der gewinnberechtigten Aktien verringert und sich der Gewinn je Aktie dadurch erhöht. Der Vorgang kann sich über einen längeren Zeitraum hinziehen, so dass man die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien während dieser Zeit nicht mit Sicherheit bestimmen kann. Nützlich sind in diesem Zusammenhang insbesondere Informationen über die genaue Zahl der Aktien, die von der Gesellschaft zurück erworben werden sollen. Eine Kapitalherabsetzung liegt vor wenn die zurückerworbenen Aktien von der Gesellschaft entgültig eingezogen werden.

Hinweis: Kapitalerhöhungen unter Ausschluss des Bezugsrechts und Aktienrückkäufe werden in unserem Bewertungstool nicht rückwirkend bereinigt. Sofern uns die Maßnahme und die daraus resultierende Anzahl der Aktien bekannt ist passen wir jedoch die Anzahl der Aktien für das Bewertungstool an. Sollten Sie feststellen, dass in unserem Bewertungstool eine abweichende Aktienanzahl angegeben wird dann können Sie einfach den geschätzten Ertrag auf die Ihnen bekannte Anzahl der Aktien umrechnen und den berechneten Wert je Aktie als Basis für die Bewertung verwenden.

 

7. Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Weshalb weicht die Dividende je Aktie im Bewertungstool häufig von der bekanntgegebenen Dividende je Aktie ab?

Zur Ermittlung der Dividendenrendite rechnen wir die ausgeschüttete Summe um auf die gewichtete durchschnittliche Anzahl der Aktien des Wirtschaftsjahres, in dem die Dividende verdient wurde, so wie es auch bei der Berechnung des Gewinn je Aktie geschieht. Diese Anzahl kann abweichen von der Anzahl an Aktien, die zum Zeitpunkt der Ausschüttung dividendenberechtigt waren.

 

Welche Ertragsgröße legt man für die Bewertung am besten zu Grunde?

In der Regel sind Nettogrößen zuverlässiger als Bruttogrößen. Das heißt je weiter unten in der Gewinn- & Verlustrechnung die Ertragsröße zu finden ist, desto besser ist sie i.d.R. geeignet für die Bewertung. Das Nettoergebnis oder die Dividende als letzte Residualgröße erweisen sich daher häufig als am zuverlässigsten. Welche der beiden Größen im Einzelfall am aussagekräftigsten ist kann nur individuell beurteilt werden.

 

Weshalb stehen bei manchen Aktien nur das Nettoergebnis und die Dividende für die Bewertung zur Auswahl?

In Fällen, in denen die absolute Ertragsgröße nicht eindeutig einer  jeweiligen Aktiengattung zugeordnet werden kann, wird der tatsächlich berichtete Wert je Aktie angegeben, ggf. bereinigt um den Einfluss von Kapitalmaßnahmen. In diesen Fällen ist die Bewertung nur auf Basis von Gewinn je Aktie oder Dividende je Aktie möglich.

 

Was bedeutet Gewinn/ST?

Dieser Ausdruck zeigt an, dass es sich bei der dargestellten Ertragsgröße um das Nettoergebnis auf Stammaktien handelt, das heißt nach Abzug von Dividenden an Vorzugsaktionäre. Diese Darstellungsweise findet sich vorzugsweise im angelsächsischen Raum. Für die Bewertung ist dementsprechend das Nettoergebnis auf Stammaktien (Engl.: NetIncomeToCommon) zu Grunde zu legen.

Für Fragen oder Anregungen können Sie sich jederzeit gerne an uns wenden über unser Kontaktformular.