In Deutschland werden pro Tag rund 4,5 Millionen Packungen Arzneimittel verkauft, der Umsatz der Pharmabranche ist damit auf dem Weg, sich in weniger als 20 Jahren mehr als zu verdoppeln. Während 2006 hierzulande etwa 25,3 Milliarden Euro umgesetzt wurden, erwarten Marktanalysten für 2025 ein Volumen von rund 66,5 Milliarden Euro. Diese Dynamik ist kein kurzfristiger Ausschlag, sondern das Ergebnis langfristiger demografischer, technologischer und regulatorischer Entwicklungen, die den europäischen Pharmamarkt nachhaltig prägen.
Frankfurt/Main, den 19.08.2025: Der wichtigste Treiber der Pharmabranche ist die alternde Bevölkerung. In Deutschland wird der Anteil der über 65-Jährigen bis 2035 auf mehr als 28 % steigen. Ältere Menschen benötigen im Durchschnitt mehr Medikamente – insbesondere zur Behandlung chronischer Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes oder degenerativer Gelenkerkrankungen. Parallel steigt die Zahl der Patienten mit mehrfachen Erkrankungen, was den Arzneimittelbedarf zusätzlich erhöht. Auch wachsende Bevölkerungsgruppen mit höherem Gesundheitsbewusstsein investieren verstärkt in Prävention und Selbstmedikation.
Indikationen mit den höchsten Umsätzen
In Europa und Deutschland gehören Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Leiden, Autoimmunerkrankungen und neurologische Störungen zu den stärksten Umsatzbringern. Besonders die Onkologie verzeichnet zweistellige Wachstumsraten, getrieben durch personalisierte Therapien und Biopharmazeutika. Immuntherapien, Gentherapien und neuartige RNA-basierte Medikamente erweitern das Spektrum und schaffen neue Marktsegmente.
Der deutsche Arzneimittelmarkt ist klar rezeptpflichtig dominiert: Rund drei Viertel des Umsatzes entfallen auf verschreibungspflichtige Präparate (Rx), die meist über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden. Der Rest entfällt auf den OTC-Bereich (Over the Counter), also frei verkäufliche Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Gesundheitsprodukte. OTC-Produkte wachsen moderat, profitieren aber von Trends wie Selbstdiagnostik, Online-Apotheken und einer höheren Zahlungsbereitschaft für Lifestyle- und Präventionspräparate.
Zukunftstreiber der Branche
• Künstliche Intelligenz (KI): KI verkürzt Entwicklungszeiten und verbessert die Trefferquote in der präklinischen Forschung. Unternehmen wie Sanofi und AstraZeneca kooperieren bereits mit spezialisierten KI-Firmen wie Exscientia, um neue Wirkstoffkandidaten schneller in klinische Studien zu bringen.
• Personalisierte Medizin: Pharmariesen wie Roche und Novartis setzen stark auf Diagnostik-Plattformen, die Therapien exakt auf genetische Profile abstimmen. Besonders in der Onkologie werden dadurch individuell zugeschnittene Behandlungen ermöglicht.
• Gen- und Zelltherapien: Zelltherapien sind eine relativ junge und innovative Behandlungsform, die in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat. Hier hat Novartis zuletzt mit dem Medikament Zolgensma eine Gentherapie gegen spinale Muskelatrophie etabliert, die zu den teuersten Medikamenten der Welt gehört. Konkurrent Roche forscht hingegen intensiv an CAR-T-Zelltherapien gegen Blutkrebs. In Deutschland treiben BioNTech und CureVac Entwicklungen im Bereich mRNA-basierter Therapien voran, die über Impfstoffe hinaus auch in der Krebsimmuntherapie eingesetzt werden könnten.
• Seltene Erkrankungen: Diese Marktnische für ist Pharmaunternehmen interessant weil sie eine Reihe von Vorteilen bietet. Unternehmen wie AstraZeneca und GSK investieren verstärkt in Nischenindikationen, in denen wenige, aber hochpreisige Medikamente zu stabilen Umsätzen führen. Daneben profitieren die Akteure in diesem Sefgment häufig von regulatorische Anreizen wie Marktexklusivität, reduzierten Gebühren für klinische Studien und Zulassungsanträge sowie von staatlichen Förderungen.
Aktuelle Entwicklungen und gesetzliche Veränderungen
Europaweit treiben Regierungen Digitalisierungsinitiativen wie das elektronische Rezept, die elektronische Patientenakte und eine strengere Lieferkettenkontrolle voran. In Deutschland wirkt das „Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung” auf Preismechanismen und Erstattungssysteme – mit dem Ziel, Versorgungsengpässe zu reduzieren und die Produktion wichtiger Wirkstoffe wieder stärker nach Europa zu holen. Gleichzeitig verschärfen EU-Vorgaben zu Nachhaltigkeit und Verpackungsreduktion die Anforderungen an Hersteller.
Die USA bleiben weltweit der größte Pharmamarkt – mit einer starken Innovationspipeline und hoher Zahlungsbereitschaft. Hier entstehen viele der ersten Zulassungen für neue Wirkstoffe, bevor sie nach Europa kommen. Preiskontrollinitiativen wie der „Inflation Reduction Act” setzen jedoch zunehmend Kostendruck auf Hersteller, was indirekt auch europäische Strategien beeinflusst.
Fazit
Die Pharmabranche in Europa und Deutschland bietet stabile Wachstumschancen, getrieben durch demografische Trends, medizinischen Fortschritt und steigende Gesundheitsausgaben. Zwar stellen zunehmende Regulierung, Kostendruck und Innovationszyklen Herausforderungen dar, doch letztlich überwiegen auf lange Sicht die Wachstumschancen die Risiken in diesem Milliardenmarkt. Gesundheit und Biotechnologie gehören zu den großen Megatrends der nächsten Jahre und dürften auch weiterhin von dauerhafter Nachfrage getragen werden.
Investmentidee(n) auf den STOXX Europe 600 Health Care-Index
Anleger können auf europäische Pharmaaktien mit einem einzigen Indexzertifikat setzen, also auf den STOXX Europe 600 Health Care-Index. Das Papier mir der ISIN DE000HR0KNR7 vollzieht die Entwicklung 1:1 nach. Gebühren werden keine erhoben. Im STOXX Europe 600 Health Care-Index sind vor allem Pharmatitel vertreten. Roche, Novartis und AstraZeneca sind die Schwergewichte und machen knapp 45 % im Index aus.