Aufgrund der hohen Abhängigkeit von der Luftverkehrs- & Reisebranche war die Aktie der spanischen Softwareschmiede Amadeus IT Group Anfang 2020 in Folge der Corona-Maßnahmen unter starken Abgabedruck geraten. Umsatz und Gewinn brachen drastisch ein. Erst mit dem Jahresabschluss 2024 wurde das Vor-Corona-Niveau zum ersten Mal wieder übertroffen. Die Reisebranche erfreut sich aktuell wieder guter Geschäfte und für die kommenden Jahre wird mit weiterem Wachstum gerechnet. Amadeus gilt als klarer Profiteur dieser Entwicklung.
Frankfurt/Main, den 11.05.2025: Die Amadeus IT Group (ISIN: ES0109067019) wurde Ende der 1980er-Jahre von mehreren europäischen Fluggesellschaften gegründet, um ein internationales Reservierungssystem für den Flugverkehr zu entwickeln. Amadeus ist seitdem Teil eines Oligopols, in dem wenige große Anbieter weltweit den Markt für Reservierungssysteme (GDS) dominieren. Das Amadeus GDS verbindet Fluggesellschaften, Hotels, Autovermietungen, Bahnunternehmen, Kreuzfahrtanbieter und Reisebüros auf einer zentralen Plattform und ermöglicht dadurch die schnelle und unkomplizierte Organisation von Reisen. Der Löwenanteil der Umsätze (50 %) wird im Segment IT-Distributions über buchungsabhängige Transaktionsgebühren für die Nutzung des GDS von Amadeus durch Fluggesellschaften erwirtschaftet. 34 % der Umsätze stammen aus Software-Lizenzgebühren von Fluggesellschaften und weitere 16 % des Umsatzes erwirtschaftet Amadeus durch spezielle Softwarelösungen für die Hotellerie.
Amadeus verfügt darüber hinaus über eine breit diversifizierte internationale Kundenbasis und ist mit seinen IT-Lösungen tief in die Geschäftsprozesse – insbesondere vieler Fluggesellschaften – eingebunden. Für Letztere wäre ein Wechsel in der Regel mit hohem Aufwand und Risiken verbunden, was die Kundenbindung erhöht. Trotzdem ist es nicht verwunderlich, dass Fluggesellschaften zunehmend versuchen, diesen Kostenfaktor durch Direktvertrieb über eigene Vertriebskanäle zu schmälern. Letztlich überwiegen für viele Kunden aber die klaren Vorteile von Reservierungssystemen, wie denen von Amadeus. Gerade für Unternehmen mit hoher Reisetätigkeit oder für Reisebüros sind solche Systeme nahezu unverzichtbar.
Reisebranche wächst weiter
Die Struktur der Umsätze verdeutlicht jedoch auch, dass eine hohe Abhängigkeit von Fluggesellschaften und der internationalen Reisetätigkeit besteht. Letzteres wurde besonders deutlich, als 2020 die Umsätze um mehr als die Hälfte einbrachen, in Folge der Corona-Beschränkungen. Vier Jahre hat es gedauert, bis Amadeus das Umsatzniveau von 2019 (5,57 Mrd. EUR) wieder aufgeholt hat. 2024 konnte der Konzern im Jahresabschluss einen Rekordumsatz von 6,14 Mrd. EUR (+12,9 % gegenüber dem Vorjahr) ausweisen, und das in einem weltweiten wirtschaftlichen Umfeld, das noch immer herausfordernd ist. Trotz zahlreicher Unwägbarkeiten wie die globale Wachstumsschwäche und Investitionszurückhaltung, Währungsschwankungen, steigender Lohndruck, zahlreiche geopolitische Konflikte und der zunehmende Direktvertrieb bei Fluggesellschaften, gelang es Amadeus die bereinigte Gewinnmarge gegenüber dem Vorjahr konstant zu halten (21,2 %) und damit ein Rekordergebnis von 1,3 Mrd. EUR zu erzielen.
Amadeus spiegelt damit die Entwicklung der Reisebranche insgesamt wider, die 2024 das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht und in vielen Bereichen sogar übertroffen hat. Schätzungen zufolge wird die Reisetätigkeit in den kommenden Jahren weiter zulegen. Für 2025 wird im Reise- & Tourismusmarkt ein Umsatz von 871 Mrd. EUR erwartet, bis 2029 soll dieser auf 1,02 Bill. EUR ansteigen, bei einer jährlichen Wachstumsrate von ca. 4 %. Die Zahlen für Q1/25 bestätigen die Erwartungen. Im ersten Quartal des neuen Jahres konnte Amadeus in allen drei Segmenten im hohen einstelligen Bereich wachsen und den Umsatz erneut um 9 % gegenüber dem Vorjahr steigern. Das bereinigte Ergebnis je Aktie konnte sogar um 12 % zulegen. Obwohl die Erwartungen der Analysten damit erfüllt wurden, gab die Notierung nach Bekanntgabe der Zahlen zunächst ca. 6 % nach. Die Meldung über die kurzfristige Aussetzung des im März gestarteten Rückkaufprogramms in Höhe von 1,3 Mrd. EUR sorgte für Verunsicherung. Die Unterbrechung soll jedoch maximal 20 Tage andauern und der Tochtergesellschaft Amadeus SAS ermöglichen, bis zu 383.000 Aktien der Mutter zu erwerben, im Rahmen von Mitarbeitervergütungen.
Mehrere namhafte Analystenhäuser, wie Jefferies und Barclays, hatten ihre Kaufempfehlungen nach Bekanntgabe der Zahlen nochmals bestätigt. Von 25 Analysten empfehlen aktuell 16 die Aktie zum Kauf, 8 raten zum Halten und nur 1 Analyst rät zum Verkauf. Die Kursziele liegen zwischen 65 und 91 EUR.
Bewertung auf Basis des Gewinns |
|
Gewinn je Aktie (Est.2025) | 3,29 EUR |
Kalkulierte KGV´s (Min/Max) | 18,4 / 25,4 |
Einstiegskurs | 60,70 EUR |
Kursziel | 83,50 EUR |
Aktueller Preis (11.05.2025) | 67,88 EUR |
Bewertung | Leicht unterbewertet |
Status | Halten |
Der Analystenkonsens für den Umsatz im Geschäftsjahr 2025 liegt bei 6,76 Mrd. USD (+10 %). Ausgehend von einer mindestens gleichbleibenden Gewinnmarge von 21,2 % verwenden wir als Grundlage für unsere Bewertung eine Schätzung von 3,29 EUR je Aktie für das bereinigte Nettoergebnis. Am bisherigen Jahrestief 2025 (61,50 EUR) notierte der Aktienkurs von Amadeus damit bei einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) vom 18,7-Fachen des prognostizierten Gewinns je Aktie. Das KGV am Wendepunkt entspricht damit ziemlich exakt dem der letzten beiden Jahre, als das Jahrestief im Durchschnitt ziemlich konstant beim 18,4-Fachen des Gewinns je Aktie notierte.
Am Jahreshoch lag die Notierung 2023 und 2024 im Durchschnitt beim 25,4-Fachen des bereinigten Gewinns je Aktie. Auf Basis unserer Gewinnschätzung von 3,29 EUR je Aktie berechnen wir damit ein Kursziel von 83,50 EUR.
Charttechnik
Ausgehend vom Crash-Tief 2020 befindet sich die Notierung von Amadeus in einem intakten Aufwärtstrend. Die Unterkante dieses Trends ist im Big Picture Teil einer übergeordneten symmetrischen Dreiecksformation (blaue Trendlinien), die bereits im Oktober 2024 nach oben durchbrochen wurde. Mit dem Zoll-Crash Anfang April folgte ein erneuter Rückfall in die Formation, wobei die Unterstützungszone bei 60 EUR – Mittellinie des Dreiecks – gehalten hat und kurz darauf bereits ein erneuter Ausbruch erfolgte. Aktuell notiert der Aktienkurs knapp oberhalb der 200-Tage-Linie (66,90 EUR), die mit dem leichten Kursrückgang nach den Quartalszahlen für Q1/25 Halt geboten hatte.
Aus der regelkonformen Auflösung der Dreiecksformation würde sich ausgehend vom Ausbruchsniveau bei 67 EUR ein Kurspotenzial von ca. 21 EUR in Ausbruchsrichtung ergeben, woraus sich aus technischer Sicht ein Kursziel von ca. 88 EUR ergibt. Ein technisches Kaufsignal entstände mit dem Überwinden des letzten Zwischenhochs bei 71 EUR. Die nächsten Widerstände liegen bei 75 EUR, wo eine markante langfristige Trendlinie (weiß) liegt und bei 82 EUR (Allzeithoch). Die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen weist einen Aufwärtstrend auf und hat seit Oktober 2023 nicht mehr im überverkauften Bereich notiert. Ein Bruch dieses Trends im RSI könnte auf einen erneuten Test der Marke von 60 EUR hindeuten. Unterhalb davon liegt die nächste Unterstützung bei 55 EUR.
Fazit
Die Reise- & Touristikbranche hat die Pandemie hinter sich gelassen und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter wachsen. Als ein führender Anbieter in der Buchungsabwicklung gehört Amadeus zu den Hauptprofiteuren dieser Entwicklung und hat das mit den Zahlen für das abgelaufene Quartal unter Beweis gestellt. Allerdings hat der Markt bislang nicht so auf die Zahlen reagiert, dass ein positiver Impuls für die weitere Kursentwicklung erkennbar wäre. Eine Fortsetzung der technischen Erholung innerhalb der nächsten Tage könnte dies ändern. Bis dahin betrachten wir die Aktie als Halteposition, mit leichter Unterbewertung und einem Kurspotenzial von 23 % bis zu unserem Kursziel. Teilkäufe bieten sich an.
Investmentidee(n) auf Amadeus IT Group
Eine risikoarme alternative Investmentidee für den Seitwärtsmarkt ist ein Discountzertifikat, etwa das Papier mit der ISIN DE000DQ8C6H6. Das Papier ist mit einem Cap (Höchstauszahlungsbetrag) von 68 EUR neutral ausgerichtet. Notiert die Aktie am Laufzeitende im September 2025 mindestens bei 68 EUR, erzielen Anleger die Maximalrendite von 7,1 % (19,9 % p.a.). Wird der Cap bei Verfall unterschritten, verringert sich die Rendite, der Break-Even liegt bei 63,47 EUR.