„The winner takes it all“ aus einem bekannten ABBA-Song ist derzeit eine treffende Beschreibung des aktuellen Zustands an den europäischen und US-amerikanischen Aktienmärkten. Nvidias operative Entwicklung als auch die explosionsartige Kursrally sind ein gutes Beispiel hierfür. Doch zu den Gewinnern zählen nicht nur große US-Tech-Titel, sondern auch andere Aktien von großen Unternehmen, wie sie etwa im DAX vertreten sind. Aufgrund der sehr großen Dominanz könnten bald wieder Nachzügler aus anderen Sektoren interessant sein.
Frankfurt, den 10.06.2024: Die Vormachtstellung der drei großen US-Aktien in den US-Indizes nimmt historische Ausmaße an. Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 machen drei US-Unternehmen – Microsoft, Nvidia und Apple – mehr als 20 % des Wertes des S&P 500 aus. Doch nicht nur im S&P 500 sind diese drei Titel dominierend. Im Nasdaq 100 machen sie sogar mehr als 40 % aus. Im DAX sehen wir eine ähnliche Entwicklung, nur dass die größten Titel hier nicht nur Tech-Aktien sind. SAP mit einer Börsenbewertung von derzeit rund 210 Mrd. EUR ist der größte DAX-Titel und ein Tech-Wert. Gefolgt von Siemens und Airbus kommen diese drei Titel zusammen auf ein Gewicht von knapp 30 % im deutschen Leitindex.
Die Fokussierung der Anleger auf einige wenige Titel ist beängstigend, weil es gleichzeitig die Schwäche der anderen Sektoren des Aktienmarktes zeigt. Allerdings hat dieser Zustand in der Vergangenheit häufig nicht lange Bestand gehabt. Entweder korrigierten die Gewinner oder andere Segmente holen ihren Rückstand auf. Nach wie vor halten Großinvestoren hohe Cash-Quoten und warten auf den richtigen Zeitpunkt wieder in die Märkte einzusteigen. Doch viele sehen den richtigen Zeitpunkt noch nicht für gekommen. Gerade die US-Märkte gelten immer noch als relativ hoch bewertet.
Am deutschen Markt ist der Performanceunterschied zwischen den größten Aktien im DAX und den mittelgroßen deutschen Titel im MADX so groß wie selten zuvor. Auf Jahressicht hat der DAX ein Plus von rund 16 % erzielt, währen der MDAX ein schmales Plus von 1 % erzielt hat. In den USA ist der Performanceunterschied ähnlich. Während der Russel 2000, der kleine und mittelgroße Titel beherbergt, ein Plus von 8 % seit einem Jahr erzielt, kommt der große vielbeachtete Index auf einen Gewinn von fast 25 %.
Wie lange hält das hohe Wachstum der Giganten noch an?
Die Dominanz der größten Aktien spiegelt weitgehend das rasante Gewinn- und Umsatzwachstum wider, das anderer Unternehmen nicht erreicht haben. Aber Anleger blicken nach vorne und fragen sich, wie lange Nvidia sein Wachstumstempo noch beibehalten kann. Schließlich haben sich Halbleiterunternehmen in der Vergangenheit als sehr zyklisch erwiesen, erlebten also auch einen Nachfrageeinbruch. KI hat den jüngsten Aufwärtszyklus verlängert.
Die durchschnittlichen Analystenschätzungen gehen davon aus, dass sich das Gewinnwachstum bei den 10 größten Aktien im S&P 500 in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen wird, während die übrigen Unternehmen im Index insgesamt eine Beschleunigung erleben werden. Die Gewinnentwicklung im ersten Quartal signalisiert dies bereits. Mehr als 150 Unternehmen haben ein Gewinnwachstum von 25 % und mehr gezeigt, was zwar deutlich weniger als bei Nvidia, aber größer als bei anderen großen US-Techs war. Auch in Deutschland haben sich zahlreiche Unternehmen stark entwickelt und ein Gewinnwachstum von mehr als 25 % erzielt. Aixtron ist hierfür ein gutes Beispiel, bei uns hier nachzulesen. Es lohnt sich daher aktuell nicht nur auf die großen Titel mit einer starken Performance 2024 zu schauen, sondern auf Titel zu achten, die Nachholbedarf haben.
Implizite Volatilität auf dem Tiefpunkt
Neben der fehlenden Marktbreite ist ein weiteres auffälliges Phänomen die derzeit äußerst niedrige implizite Volatilität an den Märkten, wie ein Blick auf die Entwicklung von VDAX-New und VIX zeigt. Der eine misst die implizite Volatilität des Deutschen Leitindex, der andere (VIX) die des S&P 500, also die Erwartungen der Marktteilnehmer an die Schwankungsbreite der weiteren Kursentwicklung auf kurze Sicht, die aus gehandelten Indexoptionen ermittelt wird.
Seit November 2023 notieren die „Angstbarometer“ auf einem Niveau, dass zuletzt in Januar 2020 erreicht wurde, kurz bevor beide Werte in Folge der Corona-Panik und der darauf folgenden Kurseinbrüche durch die Decke gingen. Die Sorglosigkeit dauert damit schon relativ lange an und könnte ein abruptes Ende finden, wenn eines oder mehrere der großen Schwergewichte ins Wanken geraten und mit ihnen zwangsläufig auch die großen Indizes. Auch unter diesem Gesichtspunkt bietet es sich an Nebenwerte unter die Lupe zu nehmen, deren Bewertung noch moderat ist und deren Abwärtspotenzial geringer ist.
Investmentidee(n) auf den MDAX
Die Auswahl an Papieren auf Indizes mit kleinen und mittleren Aktien ist begrenzt. Auf den Russel 2000 gibt es überhaupt keine Papiere, auf den SDAX nur ein Index-Zertifikat (ISIN: DE000HR0KPV4). Beim MDAX ist die Auswahl größer, wobei das Index-Zertifikat (ISIN: DE000SQ79WN4) 1:1 an den Indexentwicklungen partizipiert.
Eine Alternative zu einem Index-Papier ist ein Discountzertifikat, das meist etwas defensiver ausgerichtet ist. Die Auswahl auf den MDAX ist auch hier eingeschränkt, andere Seitwärtspapiere gibt es erst gar nicht. Das Discount-Zertifikat eignet sich für einen mittelfristigen Einsatz, während Index-Zertifikate tendenziell für ein längeres Engagement geeignet sind. Das Discount-Zertifikat (ISIN: DE000DJ6DYH1) hat einen Cap (Höchstauszahlungsbetrag) in etwa auf dem aktuellen Niveau bei 27.000 Punkten und ist damit neutral ausgestaltet. Befindet sich die MDAX-Notierung bei Fälligkeit im September 2024 mindestens bei 27.000 Punkten, wird eine moderate Maximalrendite von 4,8 % (17,1 % p.a.) erzielt. Unter 27.000 Punkte sinkt der Gewinn, der Break-Even liegt bei 25.765 Zählern.