Die EU will sich mit ihrer Life-Science-Strategie bis 2030 vom „Follower” zum globalen Vorreiter in den Biowissenschaften entwickeln. Die Pläne sind ambitioniert. Europa soll künftig nicht nur Absatzmarkt, sondern führender Entwicklungs- und Produktionsstandort für Medikamente sein. Rund zehn Milliarden Euro sollen jährlich aus Programmen wie Horizon Europe, EU4Health und Digital Europe in Forschung und Markteinführung fließen um Europa zum nächsten Pharma-Valley zu machen – mit Vorteilen für Versorgung und Industrie.
Frankfurt/Main, den 05.09.2025: Längst ist die EU nicht mehr führend bei klinischen Studien und Arzneimittelinnovationen – viele Investitionen wandern in die USA oder nach Asien. Neue Medikamente werden in den USA oft bis zu 2 Jahre früher eingeführt als in der EU. Als Haupthemmnis für Innovation sehen Startups und Biotech-KMUs oftmals zähe und langsame regulatorische Hürden. Die hohe Abhängigkeit von Importen bei Wirkstoffen (über 60 % aus Indien/China) ist ein weiteres Problem, dem die EU mit der Strategie begegnen will. Ein Schwerpunkt der Life-Science-Strategie der EU liegt auf Immuntherapien und Onkologie, ein Feld auf dem in den kommenden Jahren mit starkem Wachstum gerechnet wird. Die weltweite Zunahme von Krebserkrankungen, insbesondere in einer alternden Gesellschaft, steigert die Nachfrage nach neuen und wirksameren Behandlungen.
Dazu zählen beispielsweise Zelltherapien, die eine beeindruckende Wirksamkeit bei bestimmten Blutkrebsarten zeigen und zunehmend auch für solide Tumore erforscht werden oder Bi- und multispezifische Antikörper, die Immunzellen gezielt in die Nähe von Tumorzellen lenken können, um sie zu bekämpfen. Ein besonders schnell wachsendes Segment stellen Antikörper-Wirkstoff-Konjugate dar, mit deren Einsatz die zielgerichtete Wirkung von Antikörpern mit einem zytotoxischen Wirkstoff kombiniert wird, der direkt in die Krebszelle transportiert wird, wodurch Nebenwirkungen auf gesunde Zellen reduziert werden. Solche neuartigen Behandlungsansätze machen Erkrankten Hoffnung und bieten enormes Ertragspotenzial für die Pharmabranche.
Pharmagiganten wie Roche und Novartis (Schweiz), Sanofi (Frankreich) und AstraZeneca (Großbritannien-Schweden), die stark engagiert sind in den Bereichen Immunologie und Onkologie, sind es, die Europa in kommenden Jahren zum Vorreiter in der Pharmaindustrie machen sollen. Zu den potenziellen Profiteuren gehört auch BioNTech aus Mainz, die mit der Übernahme des Konkurrenten CureVac im Sommer 2025 den Fokus nun auch auf Onkologie und Krebsvakzine gelegt haben.
Von neuen Absatzmärkten profitieren
Ein besonderer Fokus der Life-Sciences-Strategie 2030 liegt auf Krankheitsbereichen mit hohem ungedecktem medizinischem Bedarf, darunter Krebs, seltene Erkrankungen und die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Aber auch abseits der klassischen Humanmedizin entstehen Chancen. So entwickelte beispielsweise das britische Unternehmen Portal Biotech zuletzt tragbare Biosensoren, die Krankheitserreger auf Einzelmolekülebene erkennen. Die Technologie, jüngst mit Mitteln des NATO Innovation Fund ausgestattet, hat Potenzial sowohl in der Pandemievorsorge als auch in der pharmazeutischen Forschung.
Die EU flankiert die Fördergelder mit regulatorischen Maßnahmen. Der geplante EU-Biotech-Akt soll den Marktzugang beschleunigen, eine Matchmaking-Plattform Start-ups und Kapitalgeber zusammenbringen und öffentliche Beschaffungsprogramme gezielt in Zukunftstechnologien wie Klimaanpassung, Impfstoffe der nächsten Generation und Krebsbekämpfung investieren. Damit entsteht ein Umfeld, in dem sich verschiedene Strategien gegenseitig verstärken: Während Konzerne wie AstraZeneca gezielt auf große Plattformtechnologien setzen, können kleinere Spezialisten wie HMNC oder Portal Biotech in Nischen schnelle Erfolge erzielen.
Die Dynamik ist vielschichtig: große Player mit breiten Pipelines sichern sich frühzeitig innovative Start-ups, während forschungsstarke Mittelständler von neuen Absatzmärkten profitieren. Wenn die geplanten Investitionen tatsächlich die Lücke zwischen Labor und Markt schließen, könnten in den nächsten Jahren sowohl in der Onkologie als auch in der personalisierten Psychiatrie und der molekularen Diagnostik Technologien entstehen, die nicht nur medizinisch, sondern auch wirtschaftlich zu den prägenden Entwicklungen des Jahrzehnts gehören.
Investmentidee(n) auf den europäischen Biotech-Index
Mit dem HVB Open End Index-Zertifikat auf den European Biotech Index (ISIN: DE000HX28ET5) profitieren Anleger von europäischen Unternehmen, die von der EU-Life-Science-Strategie profitieren könnten. Der zugrundeliegende Index deckt die 30 größten börsennotierten Biotech-Unternehmen Europas ab. Damit ist eine breite Diversifikation innerhalb der Biotechbranche gewährleistet. Das Verwaltungsentgelt beträgt 1,5 %.