Im Jahr 2025 steht die deutsche Automobilindustrie unter erheblichem Druck. Der Strukturwandel hin zur Elektromobilität, geopolitische Unsicherheiten sowie eine schwächelnde Nachfrage – insbesondere auf dem wichtigen chinesischen Markt – setzen die Branche wirtschaftlich stark unter Zugzwang. Immerhin hat der jüngste Zoll-Kompromiss zwischen der EU und den USA kurzfristig etwas Entlastung gebracht. Zwar sind die strukturellen Probleme damit nicht behoben, doch die Aktien konnten sich zuletzt etwas erholen und bieten daher eine erste Einstiegsgelegenheit.
Frankfurt/Main, den 01.08.2025: In den vergangenen Jahren haben nahezu alle großen deutschen Hersteller stark in die E-Mobilität investiert – oft zulasten anderer Technologien. Die Erwartung, damit einen zukunftsfähigen Markt zu erschließen, hat sich bislang nur begrenzt erfüllt. Die Entwicklungskosten waren hoch, doch die Verkäufe blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Im Ergebnis mussten viele Hersteller teils deutliche Gewinnrückgänge hinnehmen: So verzeichnete Porsche zuletzt einen Gewinneinbruch von rund 90 %, BMW meldete ein Minus von über 30 %.
Zudem zeigt sich, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für E-Fahrzeuge in Deutschland weiterhin begrenzt ist. Von den rund 48 Millionen zugelassenen Fahrzeugen sind lediglich etwa 2,5 Millionen elektrisch oder teilelektrisch unterwegs. Trotz staatlicher Förderungen und Kaufprämien fährt der Großteil der deutschen Pkw-Flotte weiterhin mit Verbrennungsmotor. Auch bei den Neuzulassungen ist der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge mit 20 bis 25 % noch weit von einem Marktdurchbruch entfernt.
Infrastruktur passt noch nicht
Ein wesentlicher Hemmschuh ist die Ladeinfrastruktur: Besonders in ländlichen Regionen fehlt es an flächendeckendem Zugang zu Schnellladestationen. Auch die nach wie vor begrenzte Reichweite vieler Modelle, lange Ladezeiten sowie höhere Anschaffungskosten im Vergleich zu Verbrennern schrecken viele Käufer ab.
Parallel dazu spitzt sich die internationale Wettbewerbssituation zu. Chinesische Hersteller wie BYD oder Nio drängen mit günstigen E-Modellen auf den europäischen Markt und profitieren dabei von staatlicher Förderung, günstigen Rohstoffen und niedrigeren Lohnkosten. Gleichzeitig gerät das Chinageschäft der deutschen Marken unter Druck – nicht nur aufgrund politischer Spannungen, sondern auch, weil chinesische Kunden zunehmend heimische Marken bevorzugen.
Vor diesem Hintergrund beginnen erste deutsche Hersteller, ihre Strategie anzupassen. Audi und Mercedes haben ihre Elektrifizierungspläne bereits zurückgenommen, Volkswagen überprüft seine Modelloffensive. Der Fokus verschiebt sich hin zu einem Technologiemix: Neben Elektrofahrzeugen gewinnen alternative Antriebe wie Wasserstoff, E-Fuels oder hocheffiziente Verbrennungsmotoren wieder an Bedeutung.
Auch kleinere Unternehmen betroffen
Als internationales Beispiel für einen solchen Ansatz gilt Toyota. Der japanische Hersteller verfolgt einen technologieoffenen Kurs, der batterieelektrische Fahrzeuge ebenso einschließt wie Hybridantriebe und Verbrennungsmotoren, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden können. Dieser pragmatische Ansatz stößt auch in Teilen der deutschen Industrie auf zunehmendes Interesse.
Zusätzlich verschärft sich die Lage bei den Zulieferern. Viele kleine und mittlere Unternehmen, die auf Komponenten für klassische Verbrennungsmotoren spezialisiert sind, kämpfen mit sinkenden Margen und steigenden Insolvenzrisiken. Ganze Regionen – insbesondere in Süddeutschland – stehen vor einem tiefgreifenden Strukturwandel. Ohne gezielte politische Unterstützung drohen langfristige Arbeitsplatzverluste und ein Bedeutungsverlust der Industrie insgesamt.
Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob die deutsche Automobilbranche ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt halten kann. Klar ist: Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Mobilität wird deutlich mehr Zeit und Flexibilität erfordern, als noch vor wenigen Jahren angenommen wurde. Ein rein elektrischer Ansatz erscheint zunehmend unrealistisch – gefragt ist ein breiter, technologieoffener Pfad.
Investmentidee(n) auf den europäischen Automobilsektor
Viele der großen Automobiltitel haben bereits deutlich korrigiert und könnten vor einer Trendwende stehen. Wer auf einen Strategiewechsel der europäischen Autobauer setzen will, für den eignet sich als Alternative zu Einzeltiteln ein ETF auf den STOXX Europe 600 Automobiles & Parts. Der ETF auf europäische Automobilkonzerne mit der ISIN DE000A2QP4A8 hat eine Gesamtkostenquote (TER) von 0,41 % p.a. und die größten Einzelpositionen sind VW, Mercedes-Benz Group, BMW und Stellantis, die zusammen rund 70 % des Index ausmachen.